Von Berlin nach Paris: Am 15.11.2019 (Freitag) sowie den 16.11.2019 (Samstag) hat Urbanauth zwei Konzerte für den Berliner HipHop-Künstler PTK veranstaltet. Im Rahmen eines internationalen, urbanen Kulturaustausches haben wir für den Künstler und seinen Background-Rapper Tayler ein Konzert in der Aubergine3000 in Malakoff (92) organisiert. Dieses besetzte Haus liegt in einem südlichen Vorort von Paris. Den darauffolgenden Tag ging es dann weiter in den nördlichen Vorort Saint-Denis (93) zum Bike Wars-Festival, einem Intersquat-Event. Der Artikel ist ein Throwback auf ein musikalisches Wochenende.
Der Kontext des Konzerts ist unkommerziell im Rahmen der “Free-Party”-Philosophie (Eintritt und Getränke auf freiwilliger Basis) gewesen. Für die Bike Wars trat Urbanauth als Vermittler auf. Urbanauth hat dies auf ehrenamtlicher Basis organisiert und keine Vergütung bezogen. Um die Sprachbarrieren zu überwinden, haben wir eine Auswahl an Texten des Künstlers übersetzt, welche in einem Videomapping an die Wände projiziert wurden.
Durch den kulturellen Austausch zwischen diesen beiden europäischen Hauptstädten wollten wir Einblicke in die Vielfalt der europäischen Hip-Hop-Bewegung geben und Verbindungspunkte zwischen verschiedenen musikalischen Akteuren schaffen. Hip-Hop, das sind vier Säulen: Breakdance, Graffiti, Master of ceremony und Discjockeys. Rap als eine fundamental-urbane Kultur steht dabei in einem tiefen Kontext zur Stadt und dem Menschen und ist zugleich Ausdruck und Sprachrohr für urbane Bevölkerungsschichten.
PTK – Straßenrap aus Berlin
PTK, das ist engagierter Straßen-Rap für eine deutsche Hauptstadt von unten. Seine kritischen Bezüge zum Urbanen hebt die Beziehung des Menschen zur Stadt in den Vordergrund. In Berlin-Kreuzberg aufgewachsen, erzählt er von der Kehrseite Berlins: die der Gastarbeiter und Hausbesetzer, vom Runden drehen in seinem Sektor und der Gentrifizierung Berlins. Neben einer kritischen Haltung gegenüber Tourismus und der Konsumgesellschaft bezieht er außerdem eine klare Stellung gegenüber Rassismus und Diskriminierung. PTK steht verdient für “Pöbel tötet König“. Eine Stimme gegen die Ungerechtigkeit in der Welt.
Im Herbst 2012, nach Protestbesetzungen von Migranten am Brandenburger Tor und anschließend Oranienplatz, folgte im Dezember die Übernahme der leerstehenden Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg. An diesem Ort, welcher der anstatt Refugees, aber ebenso auch Roma-Familien und Obdachlosen eine Unterkunft gab, gründete er mit einigen Hausbesetzern die interkulturelle Band “Antinational Embassy“. Gemeinsam spielten sie dieses Jahr in Athen nahe des Hausbesetzerviertels Exarchia. Solo schaffte es PTK 2018 bis nach Slowenien und mit Urbanauth nun auch zum ersten Mal nach Frankreich.
Urbanauth: PTK, was macht dich zu einem Urbanauth?
Also fernab von eurer Definition würde ich sagen, dass die Themen in meiner Musik überwiegend in urbanen Räumen stattfinden. So wie eben auch mein Leben in Berlin-Kreuzberg. Meine Standpunkte und Erfahrungen sind aber nicht auf meinen eigenen Mikrokosmos limitiert, sondern in jeder Metropole irgendwie anzutreffen. Das bekomme ich dadurch mit, dass ich z.B. selbst in Paris schon ein paar Fans hatte, die meine Musik verfolgen. Umgekehrt habe ich viele Menschen in Berlin getroffen, die quasi vom anderen Ende der Welt kamen und mit denen ich trotzdem direkt auf einer Wellenlänge war. Somit trifft man irgendwie in jeder großen Stadt auf Gleichgesinnte.
PTK, November 2019
PTK in der Aubergine 3000
Am Freitag, den 15. November 2019, trat PTK in der Aubergine3000 auf. Der Name des Ortes setzt sich aus dem französischen Wort Auberge für Herberge, Aubergine und der Zahl 3000 zusammen. Letztere ist als eine ironische Anspielung auf das Jahr 3000 zu verstehen. Das Haus selbst, welches jahrelang leer stand, wurde nach der Auflösung der Stendhal-Besetzung (Anm. d. Red. Einer großen Hausbesetzung eines leerstehenden Krankenhauses) gegründet. Dieses welches einem iranischen Dissidenten gehörte sollte dabei in eine Herberge umgewandelt werden. Nach dem mysteriösen Tod des Besitzers wurde das Grundstück nicht mehr von den Eigentümern unterhalten. Die Besetzer der Aubergine 3000 nahmen die Idee wieder auf, das Haus in eine Herberge zu verwandeln.
Urbanauth: PTK, erzähl doch mal. Dein erstes Mal in Paris, wie war’s?
Die Auftritte haben Spaß gemacht. Der Abend in der Aubergine 3000 hatte ein geiles Feeling, das war eine richtige Untergrund Hip-Hop Veranstaltung. Die anderen Acts haben total abgerissen, die DJ’s waren wirklich extrem gut (so ein Level sieht man leider in Berlin nicht oft) und die Leute haben uns super aufgenommen und sich einfach auf die Mucke eingelassen. Ich habe auch sehr gutes Feedback auf das Video Mapping bekommen – Übersetzungen meiner Texte wurden synchron an die Wand projiziert – und somit auch meine Inhalte, das war nice! Beim Bike Wars am nächsten Tag hat mich neben dem Event vor allem die Location sehr beeindruckt. Mir wurde von den Leuten vor Ort gezeigt, was dort alles in nicht einmal 2 Jahren Besetzung auf die Beine gestellt wurde. Wohnungen, Musikstudio, Theater, riesige Werkstätten.. Davon können sich viele Squats etwas abgucken!
PTK, November 2019
Das Zusatzkonzert auf dem Bike Wars 2019 im Landy Sauvage: Von Kreuzberg in die Seine Saint Denis
Urbanauth: Konzerte in Slowenien, Athen und jetzt Paris. Wo würdest du gerne als Nächstes hin?
Ich hab da kein konkretes Ziel vor Augen, sondern freue mich einfach, wenn mich meine Musik an immer weitere Orte bringt. Für die Zukunft werde ich meine Texte auch in andere Sprachen übersetzen lassen, um die Sprachbarriere zu knacken. Die Welt ist halt größer als immer nur in Deutschland, Schweiz und Österreich zu spielen.
PTK, November 2019